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Die vier Superkräfte der generativen KI: So wird aus Tech-Potenzial echter Business-Nutzen
Jan Köhler & Paul Stöckle
Jan Köhler & Paul Stöckle

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Lesedauer: 6 Minuten

Die vier Superkräfte der generativen KI

So wird aus Tech-Potenzial echter Business-Nutzen


Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie ist überall. Unternehmen aus nahezu jeder Branche experimentieren mit Generativer KI (GenAI) und wollen von den neuen Möglichkeiten profitieren. Oft beginnt der Einstieg dabei mit einer vagen Idee: „Wir wollen mal was mit GenAI machen.“

Doch wie kann GenAI hierbei tatsächlich Mehrwert schaffen, statt nur ein weiteres Tech-Experiment zu bleiben? GenAI ist kein Allheilmittel. Aber sie kann eine echte Superkraft sein, wenn sie gezielt eingesetzt wird.

Dabei gibt es nicht die eine Lösung für alle Fälle. In unseren Projekten konnten wir vier zentrale Superkräfte bei der Nutzung von GenAI in Hinblick auf zwei fundamentale Metriken unterscheiden: Problemtiefe und Benutzerbeteiligung. Unter Problemtiefe verstehen wir die Komplexität eines Entscheidungsproblems und unter Benutzerbeteiligung, wie stark der/die Benutzer:in an der Problemlösung beteiligt ist. Die vier Superkräfte sind:

  • The Flash: Automatisierung einzelner Prozessschritte mit geringer Problemtiefe – für den schnellen Effizienz-Boost
  • The Telepath: Assistenz bei der Bedienung und Steuerung – für eine intuitive und smarte Interaktion mit komplexen Benutzeroberflächen
  • The Visionary: Datenbasierte Entscheidungsunterstützung – für die Optimierung von komplexen, datengetriebenen Prozessschritten
  • The Fusion: Mensch-KI-Flows – für die gesamtheitliche Optimierung von komplexen Prozessen mit umfangreicher Benutzerbeteiligung
    Vier-Felder-Grafik mit den Achsen Entscheidungskomplexität (Problemtiefe)“ (vertikal, aufsteigend) und „Interaktionskomplexität (Benutzerbeteiligung)“ (horizontal, aufsteigend). Die Grafik zeigt vier Einsatzszenarien für GenAI: Unten links: Automatisierung einzelner Prozessschritte mit geringer Problemtiefe –

    Der Entwicklungsaufwand für Flash- und Telepath-Ansätze ist hierbei am überschaubarsten. Erste aussagekräftige Prototypen können sich oftmals bereits in wenigen Tagen realisieren und testen lassen. Visionary-Ansätze sind meist komplexer. Sie erfordern ein tiefes Daten- und Problemverständnis, was dazu führt, dass Prompt-Engineering nicht selten einen erheblichen Teil der Entwicklung einnimmt. Fusion-Ansätze dagegen sind am umfangreichsten, da sie sowohl auf Prozessoptimierung/-automatisierung als auch auf Optimierung bei der Bedienbarkeit abzielen. Dabei entstehen auch immer wieder völlig neue Lösungen.

    Superkräfte freischalten: Wie wir KI-Potenziale gezielt nutzen

    Doch nicht jede Superkraft passt zu allen Superheld:innen – und nicht jede GenAI-Anwendung bringt für jedes Produkt den gleichen Mehrwert. Bevor generative KI ihre volle Power entfalten kann, muss klar sein, wo sich der Einsatz am meisten lohnt. Unsere Herangehensweise folgt einer klaren Struktur. Egal, ob es um die Optimierung bestehender Prozesse und Produkte oder den Einsatz von KI in neuen Geschäftsmodellen geht – wir nutzen eine bewährte Methodik, um die richtige GenAI-Superkraft zu identifizieren:

    Sechs Notizzettel, die die Phasen eines GenAI-Einsatzprozesses zeigen: 1. Prozessanalyse, 2. Identifikation von Automatisierungspotenzial, 3. Priorisierung nach Mehrwert, 4. Lösungsdesign, 5. Prototyping & Evaluation, 6. Umsetzung. Jede Phase enthält eine kurze Leitfrage zur strukturierten Entwicklung von GenAI-Lösungen.

    Jeder dieser Schritte hilft dabei, die passende KI-Superkraft freizuschalten – ob Automatisierung (The Flash), Assistenz (The Telepath), Entscheidungsunterstützung (The Visionary) oder umfassende Mensch-KI-Flows (The Fusion). Welche Superkraft entfaltet in deinem Unternehmen das größte Potenzial?

    The Flash: Automatisierung von Prozessen mit geringer Problemtiefe

    Wenn Geschwindigkeit und Effizienz gefragt sind, setzt GenAI neue Maßstäbe. Sie übernimmt repetitive Aufgaben, reduziert Fehler und gibt Mitarbeitenden den Freiraum, sich auf wertschöpfende Tätigkeiten zu konzentrieren.

    Ein konkretes Beispiel: Ein Finanzunternehmen prüft täglich eine Vielzahl komplexer Verträge – bisher mühsam und fehleranfällig. Durch GenAI analysiert die KI diese Dokumente nun sekundenschnell, erkennt automatisch kritische Passagen und meldet Abweichungen direkt ans Team. So verkürzen sich Bearbeitungszeiten drastisch, Fehler werden minimiert und Mitarbeitende können sich auf schwierige Vertragsfälle konzentrieren.

    Weitere typische Anwendungen:

    • Clustering von Daten in vordefinierte Kategorien, z. B. Supporttickets nach Themen clustern
    • Textbasiertes Filtern von Daten, z. B. klassische Suchanwendungen mit komplexen Suchbeschreibungen
    • Repetitive Datenaufbereitung, z. B. automatisierte Ergänzung fehlender Daten in Dokumenten oder Textzusammenfassungen
    • Automatisierter Datenabgleich, z. B. Dokumentenvergleich für die Plagiatserkennung

    The Telepath: Assistenz bei der Bedienung und Steuerung

    Wie ein Telepath, der nicht nur Gedanken liest, sondern sie auch umsetzt, macht GenAI die Steuerung von Software intuitiver. Statt mit komplizierten Menüs und endlosen Klicks kann nun mittels natürlicher Sprache Software mühelos bedient werden oder den Nutzenden ad hoc Hilfestellung angeboten werden.

    Ein konkretes Beispiel: Ein Unternehmen nutzt GenAI zur dynamischen Konfiguration eines BI-Dashboards. Statt wie bisher aufwendig Filter im Drop-Down-Menü zu setzen und Diagramme manuell zu konfigurieren, genügt nun eine einfache Anweisung („Zeige mir die Verkaufszahlen für Q1 als Balkendiagramm“). Die KI erstellt sofort die passende Visualisierung – das spart Zeit und macht komplexe Analysen deutlich einfacher.

    Weitere typische Anwendungen:

    • Prompt-basierte Steuerung von Software, z. B. adaptive Dashboards & Visualisierungen
    • Automatisches Befüllen von Daten, z. B. Ausfüllen von Formularen basierend auf gegebenem Input (Dokumente, Prompt)
    • Hilfestellungen, z. B. Bereitstellung von Informationen zu passenden Aktionen in der Anwendung basierend auf dem aktuellen Bearbeitungsstand der Nutzenden

    The Visionary: Datenbasierte Entscheidungsunterstützung

    Eine KI erkennt Muster und Zusammenhänge aus Daten, wertet diese aus, stellt Entscheidungsoptionen bereit und gibt gegebenenfalls Empfehlungen ab. Unternehmen profitieren dadurch von einer verbesserten und effizienteren Entscheidungsfindung.

    Ein konkretes Beispiel: Die KI überprüft Einkommensnachweise, Kontoauszüge und Steuerdokumente, um die Kreditwürdigkeit von Antragstellenden einzuschätzen. Sie gleicht die Informationen mit historischen Kreditausfallraten ab und gibt eine Empfehlung, ob der Kredit genehmigt oder abgelehnt wird oder eine genauere Prüfung durch Sachbearbeitende erforderlich ist. Dies führt zu schnelleren, sichereren Entscheidungen und deutlich reduzierten Bearbeitungszeiten.1

    Weitere typische Anwendungen:

    • Automatisiertes Lösen von Support-Tickets basierend auf bereits gelösten Tickets und Produkt-Dokumentationen
    • Beurteilung von Versicherungsfällen basierend auf diversen Datenquellen
    • Medizinische Diagnostik basierend auf umfangreichen medizinischen Datensätzen und Symptom-Beschreibungen

    The Fusion: Umfangreiche Mensch-KI-Flows zur Problemlösung

    Die größten Superkräfte entstehen oft durch Teamwork. Statt allein zu agieren, arbeitet die KI als intelligenter Sparringspartner mit Menschen zusammen, ergänzt deren Wissen und liefert datenbasierte Impulse für strategische Entscheidungen – bis hin zu GenAI-Agentensystemen, die mit minimalem menschlichem Input eigenständig Zielsetzungen verfolgen.

    Ein konkretes Beispiel: Ein Unternehmen ermöglicht Patient:innen, für ihr aktuelles Gesundheitsproblem mittels eines GenAI-Agenten schnell die passende medizinische Fachrichtung zu finden. Die KI analysiert Symptom-Beschreibungen und verfügbare Patient:inneninformationen, stellt Rückfragen bei Unklarheiten, empfiehlt geeignete Ärzt:innen, vermittelt auf Wunsch Akuttermine und macht Vorschläge für Vorsorgetermine. Patient:innen sind zufriedener, da sie zielgerichteter und einfacher die richtige Behandlung erfahren, während das Gesundheitssystem wertvolle Ressourcen spart.2

    Weitere typische Anwendungen:

    • GenAI-gestützter Finanzberater für individuelle Anlagestrategien
    • Strategische Stadtplanung durch GenAI-gestützte Mobilitätsanalysen

    Die volle Superkraft freisetzen

    GenAI entfaltet ihre volle Stärke also dort, wo sie gezielt eingesetzt wird. Sie kann Prozesse automatisieren, intuitive Steuerung ermöglichen, datenbasierte Entscheidungen unterstützen und in der Zusammenarbeit mit Menschen komplexe Lösungen fördern. Unternehmen, welche die richtige Superkraft für ihre spezifischen Herausforderungen identifizieren und sinnvoll integrieren, profitieren von mehr Effizienz, besserer Entscheidungsfindung und neuen Möglichkeiten.

    Die Frage ist also nicht, ob KI einen Mehrwert bietet, sondern welche Superkraft dein Unternehmen am meisten voranbringt.


    Mann mit kurz rasiertem Haar, Brille und dunklem Hoodie vor einfarbigem, hellem Hintergrund. Blickt ruhig und direkt in die Kamera.
    Junger Mann mit dunklem, lockigem Haar und hellem Hemd vor grauem Hintergrund, lächelnd in die Kamera blickend.

    Fragen? Ideen? Ein Use Case, der euch unter den Nägeln brennt?

    Jan und Paul freuen sich darauf, mit euch gemeinsam herauszufinden, wie generative KI echten Mehrwert in eurem Unternehmen schaffen kann. Ob erster Impuls oder konkreter Anwendungsfall – wir bringen technisches Know-how, Branchenverständnis und jede Menge Erfahrung mit, um die passende KI-Superkraft für euren Use Case zu identifizieren. Lasst uns gemeinsam aus Potenzial echten Fortschritt machen.

    Neugierig? Wir freuen uns auf deine Nachricht!


    1. Eine derartige Kreditwürdigkeitsprüfung fällt unter den EU AI Act in die Kategorie der Hochrisiko-KI-Systeme. ↩︎
    2. Dies wäre ebenfalls als Hochrisiko-KI-System einzustufen. ↩︎