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Software made in Europe – Unser Realitätscheck mit Nearshoring
Mario Akermann
Mario Akermann

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Lesedauer: 5 Minuten

Software made in Europe

Unser Realitätscheck mit Nearshoring


Was anfangs vor allem aus formalen Anforderungen entstand, hat sich Schritt für Schritt zu einem festen Bestandteil unserer Projektarbeit entwickelt. Die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen im europäischen Ausland war für uns Neuland – verbunden mit Fragen, Erwartungen und auch einer Portion Skepsis. Heute blicken wir auf mehr als zwölf Monate zurück, in denen wir viel gelernt, verändert und weiterentwickelt haben.

Der Begriff Nearshoring tauchte bei uns nicht aus eigenem Antrieb auf – es wurde im Zuge neuer Projektausschreibungen zum Thema. In den Gesprächen mit dem Einkauf zeichnete sich ab, dass ein internationaler Anteil an der Entwicklung künftig eine größere Rolle spielen würde. Um weiterhin als Partner infrage zu kommen, haben wir begonnen, uns intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen, einen Teil der Entwicklung mit Partner:innen außerhalb Deutschlands abzubilden.

Wir arbeiten bei BettercallPaul zwar schon lange flexibel und standortübergreifend, aber die Idee, dauerhaft mit Kolleg:innen aus anderen Ländern in einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten, war für uns neu. Und sie hat Fragen aufgeworfen: Wie stellen wir sicher, dass unser Anspruch an Qualität, Kommunikation und Teamspirit auch über Ländergrenzen hinweg funktioniert?

Schnell war für uns klar: Wenn wir diesen Weg gehen, dann mit einem klaren Anspruch. Kein „Parallelbetrieb“, keine losgelösten Aufgabenbereiche – sondern ein Modell, bei dem alle im selben Boot sitzen. Kommunikation auf Englisch, transparente Dokumentation, gleiche Erwartungen und Rollen – all das gehört für uns zu einer funktionierenden Zusammenarbeit. Unser Ziel war eine partnerschaftliche Arbeitsweise, in der Wissen geteilt, Verantwortung gemeinsam getragen und Verlässlichkeit langfristig aufgebaut wird.

Portugal im Fokus – nah dran und trotzdem anders

Nachdem wir uns entschieden hatten, Nearshoring in unsere Projektarbeit zu integrieren, haben wir Anfang 2024 verschiedene Optionen geprüft. Heute arbeiten wir unternehmensweit mit Kolleg:innen aus Portugal und Ungarn zusammen. Da ich in zwei Projekten mit Kolleg:innen aus Portugal arbeite, beziehen sich die folgenden Einblicke auf genau diese Zusammenarbeit.

Die Auswahl neuer Kolleg:innen erfolgt über einen strukturierten Prozess: Wir übermitteln unsere Anforderungen, der Partner prüft zunächst intern die Verfügbarkeit, andernfalls wird extern rekrutiert. Bewerber:innen durchlaufen ein mehrstufiges Auswahlverfahren mit Interviews und technischen Aufgaben. Aufgrund kurzer Kündigungsfristen in Portugal sind neue Mitarbeitende oft schon innerhalb von 30 Tagen startklar.

Bereits in den ersten Wochen zeigten sich kulturelle Unterschiede – etwa beim Kommunikationsstil oder bei der Erwartungshaltung an Meetings. Gespräche beginnen oft mit längerem Smalltalk, Telefonate dauern dann trotz lediglich kurzer inhaltlicher Abstimmungen länger und persönliche Nähe wird großgeschrieben. Auch Feiertage oder Urlaubszeiten verlaufen anders als bei uns: Weihnachten ist beispielsweise kein typischer Zeitraum für freie Tage.

Insgesamt war die Eingewöhnung von beiden Seiten geprägt von Offenheit, Anpassungsbereitschaft und gegenseitigem Interesse – die Grundlage für eine gelingende Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg.

Ein starkes Team von Anfang an

In einem unserer Nearshoring-Projekte hat der Start besser funktioniert, als wir es uns hätten wünschen können. Vier Kolleg:innen aus Portugal wurden nach den Interviews direkt ins Team aufgenommen – sie kannten sich bereits, waren kommunikativ, motiviert und technisch hervorragend aufgestellt.

Was besonders auffiel: Sie haben sich nicht nur fachlich schnell eingearbeitet, sondern auch aktiv Verantwortung übernommen, organisatorische Themen mitgestaltet und von Anfang an mitgedacht. Die Integration verlief nahtlos – alle fanden schnell ihren Platz in der bestehenden Teamstruktur. Ein Beispiel dafür, wie gut internationale Zusammenarbeit gelingen kann, wenn fachliche Stärke und persönliches Miteinander zusammenkommen.

Holpriger Start mit wertvollen Erkenntnissen

Doch nicht überall verlief der Einstieg so reibungslos. In einem weiteren Projekt mit Nearshoring-Anteil kamen drei Kolleg:innen aus Portugal neu dazu – für Testing, Entwicklung und Betrieb. Schon beim Onboarding zeigte sich: Die Kommunikation war zurückhaltend, das erste Daily inklusive Vorstellung nach nur wenigen Minuten beendet und viele Themen blieben offen.

Während sich eine Person schnell eingliederte und nach wie vor ein wertvolles Teammitglied ist, wirkten die beiden anderen eher distanziert – fachlich wie im Austausch mit dem Team. Feedbackgespräche und klare Erwartungshaltungen führten leider zu keiner spürbaren Veränderung. Schließlich zogen wir Konsequenzen: Eine Person verließ das Team regulär, eine weitere wurde sogar vorzeitig aus dem Projekt genommen.

Vier Männer sitzen an einem gedeckten Tisch in einem Restaurant mit Panoramablick über eine Stadt. Sie lächeln in die Kamera, vor ihnen liegen Menükarten, Gläser und Besteck. Im Hintergrund sind Gebäude, Bäume und Hügel zu sehen.

Ein darauffolgender Präsenztermin mit dem Kundenteam und Kolleg:innen von BettercallPaul half, Rollen und Verantwortlichkeiten neu zu justieren und das Gesamtsetup zu stabilisieren. Seitdem läuft das Projekt einwandfrei. Die Erfahrung hat uns gezeigt, wie wichtig Klarheit, frühzeitiger Abgleich und persönliche Abstimmung für gelingende Zusammenarbeit über Standorte hinweg sind.

Unsere konkreten Learnings aus einem Jahr Nearshoring

Notizblock mit der Überschrift

Was bleibt – und was kommt

Rückblickend können wir sagen: Die Entscheidung für Nearshoring war richtig. In vielen Projekten ist ein international aufgestelltes Team inzwischen Voraussetzung dafür, überhaupt in Betracht gezogen zu werden. Gleichzeitig profitieren auch unsere internen Strukturen: Englisch als Projektsprache ist selbstverständlich geworden, die kulturelle Offenheit wächst weiter und wir entwickeln uns kontinuierlich als Team.

Wir setzen weiterhin auf die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen in Portugal. Langfristig wollen wir nicht nur gute Leute halten, sondern sie auch befähigen, neue Teammitglieder anzuleiten – damit Nearshoring nicht nur funktioniert, sondern wirklich Mehrwert schafft. Effizienter, nachhaltiger und auf Augenhöhe.

Was bleibt? Nearshoring ist kein Selbstläufer – aber ein Weg mit echtem Potenzial. Wenn man ihn mit Klarheit, Offenheit und der richtigen Haltung geht.


Schwarz-weißes Porträt eines BCxP-Mitarbeiters mit Brille, kurzem Haar und leichtem Lächeln, vor einfarbigem Hintergrund.

Ihr plant ein Projekt mit Nearshoring-Anteil – und sucht ein Team, das nicht nur mitmacht, sondern mitdenkt?

Ich habe in den letzten Monaten selbst erlebt, was es braucht, damit verteilte Zusammenarbeit wirklich funktioniert: Klarheit, Struktur, gegenseitiges Vertrauen und die Bereitschaft, Verantwortung zu teilen. Genau das bringen wir bei BettercallPaul mit – aus der Praxis, für die Praxis.

Wenn ihr überlegt, wie Nearshoring in eurem Projekt konkret aussehen kann, meldet euch gern. Ich teile unsere Erfahrungen offen – und freue mich auf den Austausch.

Neugierig? Ich freue mich auf deine Nachricht!