Von der Zielscheibe zur App
Studierende digitalisieren die Bogenliga
Ein Uniprojekt, das Semester für Semester wächst: Studierende der Hochschule Reutlingen entwickeln mit BettercallPaul eine App für die Bogenliga – von der Organisation der Wettkampftage bis zur Ergebnistabelle. Dabei sammeln sie echte Praxiserfahrung mit agilen Methoden und Teamverantwortung.
Wie bringt man Theorie und Praxis wirklich zusammen? An der Hochschule Reutlingen, im Studiengang Medien- und Kommunikationsinformatik an der Fakultät Informatik, ist daraus 2018 ein ungewöhnliches Projekt entstanden: Gemeinsam mit BettercallPaul entwickeln Studierende eine App für die Bogenliga. Semester für Semester übernehmen neue Teams den Code, erweitern Funktionen und erleben dabei hautnah, wie Softwareentwicklung im echten Projektalltag funktioniert.
Wie aus Workshops ein echtes Produkt wurde
Die Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Reutlingen und BettercallPaul startete mit Workshops zu Scrum und Projektvorgehen. Dabei wurde schnell klar: Reine Theorie stößt an Grenzen – Studierende brauchen ein Projekt, das reale Anforderungen und echte Verantwortung mit sich bringt.
Die Bogenliga bot genau diesen Rahmen. Ursprünglich existierte eine Access-Anwendung. Aktuell gibt es eine tragfähige Lösung in Form einer Webseite, auf der Ergebnisse zentral eingetragen werden. Die App bringt hier entscheidende Verbesserungen. Vereine können nun selbst Daten erfassen, Ergebnisse werden direkt an der Scheibe eingetragen und stehen dadurch sofort zur Verfügung. Dazu kommen statistische Auswertungen, die die Steuerung innerhalb der Mannschaft erleichtern und den Aufwand der Liga-Leitung erheblich reduzieren.
Genau diese Mischung macht das Projekt wertvoll: Es deckt zum einen das Bedürfnis des WSV 1850 e.V. nach einer angemessenen, zuverlässigen und modernen Softwarelösung für den Ligabetrieb, als auch das Bedürfnis der Studierenden, Prinzipien und Methoden professioneller Softwareentwicklung in der Praxis zu erlernen.
Und so entwickeln Studierende seit 2018 das System semesterübergreifend weiter und erleben dabei, wie ein größeres Softwaresystem Schritt für Schritt entsteht – in einem Umfeld, das dieses System später auch einsetzt: mit einem echten Kunden und Product Owner, Gero Gras, dem Ligaverantwortlichen des WSV.
Teamarbeit, Git-Chaos und echte Verantwortung
Wer an der Bogenliga-App mitarbeitet, landet nicht in einer abgeschotteten Übungswelt. Stattdessen übernehmen die Studierenden echten Code aus den Vorsemestern, erweitern ihn in drei Sprints und tragen Verantwortung für ihre Ergebnisse – bis zur letzten Retro. Git-Konflikte mit 28 Leuten, Deployment-Pipelines, Architekturentscheidungen: All das gehört zum Alltag. Und manchmal zeigt sich dabei auch der ganz normale Hochschulrhythmus – etwa wenn Weihnachten plötzlich „wie ein Klavier vom Himmel fällt“ und Deadlines schneller näher rücken, als gedacht.
Begleitet wird das Ganze von BettercallPaul mit Workshops, Technik-Sessions und Feedback. Ein besonderes Dankeschön gilt hier auch Gero, der über die Jahre mit viel Einsatz das Projekt geprägt hat, um die Anforderungen der Liga einzubringen und die Arbeit der Studierenden zu unterstützen. So erleben die Studierenden, was es heißt, in Teams zu arbeiten, Code anderer zu verstehen und eigene Lösungen tragfähig zu machen – Erfahrungen, die kein Lehrbuch ersetzen kann.
Was Studierende fürs Berufsleben mitnehmen
Das Projekt zeigt schnell: Softwareentwicklung ist mehr als nur Programmieren. Die Studierenden erleben, wie wichtig Dokumentation, Teamabsprachen und Verantwortungsbewusstsein sind. Manche stellen dabei fest, dass sie sich in einem anderen Bereich wohler fühlen – auch das ist ein wertvolles Learning.
Andere wiederum finden genau hier ihre Richtung. Viele berichten, dass sie dank der App-Erfahrung ohne lange Einarbeitung ins Praxissemester starten konnten. Einige haben sich sogar gezielt für Rollen wie Scrum Master oder Product Owner beworben – inspiriert durch die Verantwortung, die sie im Projekt übernommen haben.
Damit wird die Bogenliga-App zu mehr als nur einer Software: Sie ist ein Trainingsfeld, auf dem Studierende ausprobieren, wachsen und die Weichen für ihre berufliche Zukunft stellen.
Mit dem geplanten Go-Live Ende 2025 steht die Bogenliga-App vor dem nächsten großen Schritt – und soll den Ligabetrieb spürbar erleichtern.
Doch schon heute beweist das Projekt, dass es mehr ist als eine Software: Es ist ein Modell dafür, wie Hochschulen und Praxis gemeinsam innovative Lösungen schaffen – und gleichzeitig die nächste Generation von Entwickler:innen ausbilden.
Coole Studentenprojekte gefällig?
Was an der Hochschule Reutlingen im Kleinen funktioniert, leben wir bei BCxP jeden Tag: Softwareentwicklung mit echtem Praxisbezug. Unsere Studierenden arbeiten an realen Projekten, bringen Ideen ein und übernehmen Verantwortung – von der ersten Zeile Code bis zum Go-Live.