Die Zukunft ist jetzt – KI-Tools in der Softwareentwicklung
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Lesedauer: 6 Minuten

Die Zukunft ist jetzt

KI-Tools in der Softwareentwicklung


Die Welt, in der wir leben, verändert sich in sämtlichen Bereichen rasant. Ein Grund dafür sind generative Sprachmodelle – gängig Künstliche Intelligenz oder KI genannt –, die rapide weiterentwickelt werden und in immer mehr Arbeitsprozessen Eingang finden. Auch in der Softwareentwicklung spielen KI-Tools eine immer wichtigere Rolle. Sie ermöglichen uns Entwickler:innen dabei, effizienter und kreativer zu arbeiten, indem sie bei der Implementierung sowie der Analyse von Softwarecode unterstützen und repetitive Aufgaben übernehmen. Doch welche Tools gibt es überhaupt und welche Tätigkeiten können von diesen abgedeckt werden?

Künstliche Intelligenz hat sich als Gamechanger erwiesen und verspricht immense Vorteile, die wir nicht ignorieren können. Der Einsatz von KI-Tools in der Softwareentwicklung ist nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit, um mit den steigenden Anforderungen und der Komplexität moderner Projekte Schritt zu halten. Sie haben die Fähigkeit, Code zu generieren, zu erklären und zu optimieren.

ChatGPT ist dabei wohl eines der bekanntesten Beispiele eines KI-Tools, welches im Unternehmenskontext, über sämtliche Branchen und Bereiche hinweg, und sogar privat als persönlicher Assistent Verwendung findet. Auch in der Softwareentwicklung können wir von ChatGPT profitieren. Es kann beispielsweise Programmcode erzeugen, der im User-Prompt spezifizierte Aufgaben erfüllt. Mittels Copy-Paste kann darüber hinaus bereits vorhandener Code hinsichtlich verschiedener Gesichtspunkte wie Performance, Verständlichkeit oder Robustheit analysiert und optimiert werden.

Doch neben ChatGPT gibt es auch noch weitere KI-Tools, die sich besser in die Prozesse der Softwareentwicklung einfügen. Im Folgenden wollen wir einen Blick auf diese Tools sowie deren Anwendungsmöglichkeiten und Einsatzbereiche werfen.

GitHub Copilot & CodeGPT: Deine neuen Coding-Partner

Spezialisierte Anwendungen wie GitHub Copilot und das Plugin CodeGPT, die – wie auch ChatGPT – auf OpenAI-Technologie basieren, können in Entwicklungsumgebungen wie IntelliJ installiert werden und bieten eine einfache Integration in den routinierten Entwicklungsprozess. GitHub Copilot unterstützt Entwickler:innen direkt beim Schreiben von Code, indem es Inline-Vervollständigungen und Code-Vorschläge macht. CodeGPT hingegen bietet, mittels des in die IDE integrierten Chat-Interfaces, einen großzügigeren Kontext und ermöglicht dadurch tiefere Analyse- und Optimierungsfunktionen. Dies ist besonders für die Arbeit mit komplexen Strukturen und für die Architekturarbeit nützlich. Sowohl GitHub Copilot als auch CodeGPT erlauben die Verwendung von geöffneten Files als Chat-Kontext, wodurch lästige Copy-Paste-Manöver entfallen.

Wie KI-Tools dir im Alltag helfen können

Jetzt wissen wir, welche KI-Tools wir in der Softwareentwicklung einsetzen können. Aber wie genau machen diese Tools unseren Arbeitsalltag schon heute leichter? Im Folgenden geben wir einen Überblick darüber, wie wir diese Tools in der Softwwareentwicklung verwenden.

Prototyping
Mit KI-Tools lassen sich schnell Prototypen erstellen, um Ideen zu visualisieren und zu testen. Diese Funktionalität ermöglicht es, in den frühen Phasen der Entwicklung Zeit und Ressourcen zu sparen. Beispielsweise kann, basierend auf der Nutzung strukturierter Daten und einer dokumentierten API, im Handumdrehen eine funktionsfähige Oberfläche generiert werden.

Screenshot eines Codes zur Erstellung einer Kandidatenprofil-Seite mit Tailwind CSS. Links wird JSON-Daten für einen Kandidaten, wie Name, Geburtsdatum, Adresse und Referenzen, in einem JavaScript-Code-Snippet gezeigt. Rechts wird das gerenderte Kandidatenprofil-Interface angezeigt, das die persönlichen Daten des Kandidaten mit einer zusammenklappbaren Tabelle für weitere Details enthält. Unten steht ein Hinweis: 'Mit OpenAI erstellen wir in wenigen Sekunden einen UI-Prototyp anhand von Schnittstellendaten.'

Code-Analyse
KI-gestützte Tools können bestehende Codestücke analysieren und Optimierungspotenziale
aufdecken. Sie bieten Erläuterungen zur Funktionsweise des Codes und helfen dabei, die
Qualität und Performance zu evaluieren und zu verbessern. Dies schließt die Analyse
komplexer Architekturen und das Erkennen von Schwachstellen ein.

Screenshot eines Spring Boot-Projekts mit einer Ordnerstruktur und Dateinamen links und einer Konversationsschnittstelle rechts, bei der ein Benutzer Fragen zum Projektcode stellt. Darunter wird die Ausgabe von OpenAI-basiertem CodeGPT gezeigt, die eine Erklärung zur Gesamtarchitektur, zu Hauptanwendungsfällen und technischen Komponenten des Projekts liefert. Unten steht die Bildunterschrift: 'Turbo für den Projekteinstieg: OpenAI erklärt ein Java-Projekt. Durch die begrenzte Kontextgröße (128K) geht das aktuell nur mit begrenzten Codeteilen.'

Refactoring
Das Umstrukturieren von Code wird durch KI-Tools erleichtert, indem sie helfen, bewährte
Praktiken anzuwenden und den Code sauber und wartbar zu halten. Sie identifizieren
ineffiziente Strukturen und schlagen bessere Alternativen vor. Eine unübersichtliche Klasse
kann somit analysiert werden und es können konkrete Refactoring-Vorschläge gemacht
werden.

Screenshot einer langen Java-Klasse 'DelegatingFileEventListener', die Dateieingabeereignisse verarbeitet. Links wird der Java-Code angezeigt, der mehrere Methoden zur Handhabung von Dateien, wie 'handleEvent' und 'doOcr', enthält. Rechts ist die Refactoring-Empfehlung von CodeGPT zu sehen, die Pseudocode zur Verbesserung der Klassenseparation vorschlägt. Die Empfehlungen umfassen das Herausziehen von Methoden zur Dateihashberechnung, OCR-Handhabung und Dokumentenbearbeitung. Unten steht die Bildunterschrift: 'Refactoring Buddy: Was könnte ich an dieser sehr langen Klasse verbessern?'

Automatisierte Tests
KI kann automatisch Unit-Tests generieren, die sicherstellen, dass der Code korrekt funktioniert und keine unerwarteten Fehler enthält, was die die Zuverlässigkeit und Stabilität der Software erhöht. Zudem besitzen Tests häufig eine redundante Syntax und lassen sich damit auch einfach und schnell mit Inline-Code-Generierung für individuelle Testfälle erstellen.

Dokumentation und Erklärung
Tools wie GitHub Copilot können dabei helfen, die Dokumentation zu verbessern, indem sie automatisch Kommentare und Beschreibungen generieren. Das erleichtert die Zusammenarbeit im Team und macht den Code verständlicher, indem Funktionen und Methoden im Kontext erklärt werden.

Fehlerbehebung
KI-Tools unterstützen auch bei der Fehlerbehebung, indem sie mögliche Ursachen für Bugs identifizieren und Lösungsvorschläge anbieten. Dies verkürzt die Debugging-Zeit und hilft, Probleme schneller zu lösen. Performance-Probleme können analysiert und entsprechende Optimierungsvorschläge bereitgestellt werden.

Herausforderungen und Grenzen von KI-Tools

Trotz dieser vielen Vorteile gibt es auch gewisse Einschränkungen und Aspekte, auf die Acht gegeben werden sollte. Denn die Nutzung von KI-Tools kann mit erheblichen Kosten verbunden sein, besonders wenn große Datenmengen verarbeitet werden. Auch rechtliche Kriterien wie Datenschutz und Urheberrechte sind wichtig, da sichergestellt werden muss, dass keine vertraulichen oder geschützten Daten in die KI-Modelle einfließen. Ein weiterer Aspekt ist die Qualität der Ergebnisse. Generative Sprachmodelle benötigen akkurate Anweisungen, um gute Ergebnisse zu liefern. Generierte Vorschläge müssen stets kritisch hinterfragt und überprüft werden, denn KI-Modelle können (bisher) nicht das menschliche Verständnis und die Erfahrung ersetzen. Sicherheitsbedenken und begrenzte Kontextverarbeitung stellen ebenfalls Herausforderungen dar, da KI-Modelle nicht immer alle relevanten Informationen gleichzeitig verarbeiten können.

Wohin führt die Reise der KI?

Die Reise der KI in der Welt der Softwareentwicklung hat gerade erst begonnen. KI-Tools werden unsere Arbeitsweise nachhaltig verändern, indem sie uns Entwickler:innen effizienter und kreativer arbeiten lassen. Zukünftig werden wir wahrscheinlich noch leistungsfähigere Werkzeuge sehen, die uns unterstützen und die Art und Weise, wie wir Software entwickeln, verbessern. Die Modelle werden weiterentwickelt, um noch präzisere und nützlichere Vorschläge bereitzustellen.

Allerdings sind diese Werkzeuge keine Lösungen, die selbstständig denken können. Sie bieten wertvolle Unterstützung, indem sie Muster erkennen und hilfreiche Vorschläge machen, die auf umfangreichen Daten und Erfahrungen basieren. Trotz ihrer Leistungsfähigkeit ist es wichtig, in der Anwendung selbst mitzudenken und zu hinterfragen. Denn nur so können KI-Tools auch zielführend instruiert und richtig verwendet werden und dadurch ihre wahre Hebelkraft entfalten.

Es bleibt weiterhin spannend zu beobachten, wie KI-Tools die Softwareentwicklung revolutionieren und welche neuen Möglichkeiten sich in Zukunft eröffnen.


Über die Autoren

Sebastian Breier (er/ihm) ist Senior Software Architect bei BettercallPaul in Stuttgart. Zurzeit beschäftigt er sich mit der Modernisierung von Webanwendungen in der Automobil- und Versicherungsbranche. In der Vergangenheit hat er von Inventarplanung über Master Data Management bis hin zur Produktionssteuerung die Geschäftsprozesse vieler Konzerne begleitet.

Paul Stöckle (er/ihm) ist Software Engineer bei BettercallPaul in Berlin und entwickelt Full-Stack-Software-Lösungen im Enterprise-Bereich. Er begeistert sich für den Einsatz neuer Technologien wie generativer AI in der Softwareentwicklung, um innovative und effiziente Lösungsansätze zu ermöglichen.