Was wir dafür tun, MINT-Berufe prominienter zu machen – Der BCxP-Girls’Day
Muriel Keribin
Muriel Keribin

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Lesedauer: 5 Minuten

Was wir dafür tun, MINT-Berufe prominienter zu machen

Der BCxP-GirlS’Day


Einmal den klassischen Klischees entgegenwirken und Mädchen für einen von Männern dominierten Beruf begeistern? Genau das ist die Idee des Girls’Days. Diesem deutschlandweit organisierten Projekt haben auch wir uns bei BettercallPaul gewidmet. Denn sicherlich gibt es einige Berufe, die von Frauen und Mädchen von vornherein schon nicht in Betracht gezogen oder als nicht geeignet empfunden werden – so auch im Bereich der Informatik. Als IT-Unternehmen haben wir viele Jobs, die als „typische Männerberufe“ abgestempelt werden. Dem wollten wir mit dem Girls’Day entgegenwirken, indem Frauen selbst von ihrem Arbeitsalltag berichten und diesen veranschaulichen, um somit auch für ein Umdenken zu sorgen. Und vielleicht hat sich das eine oder andere Mädchen am Ende des Tages sogar gedacht: „Oh, das könnte ja sogar etwas für mich sein!“

Eine BCxP-Mitarbeiterin hält einen Vortrag vor einer Gruppe von Mädchen in einem Konferenzraum.

Die Methodik spielerisch erlernen

Um diesen Effekt letztlich zu erzielen, wollten wir zu Beginn des Girls’Days erst einmal mit dem klassichen Klischee über Informatiker:innen aufräumen. Denn Entwickler:innen sind keine Personen, die innerhalb von fünf Sekunden allein alle Probleme in der Commandline gelöst bekommen – auch wenn viele Filme oder Serien sich genau diesem Stereotyp bedienen. Wir wollten den Mädchen so ziemlich das Gegenteil beibringen, indem wir ihnen die Methodik zeigten, mit der wir Tag für Tag arbeiten: das agile Projekt. Wir wollten demonstrieren, dass Entwickler:innen in Teams arbeiten und dass sich die Software Stück für Stück baut – das erfordert Zeit. Statt dies mit langweiliger, trockener Theorie zu erläutern, haben wir uns für die spielerische und spaßige Variante entschieden: Lego4Scrum. Dabei setzt man ein Projekt mithilfe von Legosteinen und der Scrum-Vorgehensweise um.

In unserem Fall war den Teilnehmerinnen das Projekt vorgegeben, einen grünen, energieeffizienten und inklusiven Bahnhof für zwei Kundinnen zu bauen. Dafür teilten sich die Mädchen in zwei Teams auf und sortierten die vorgegebenen Wünsche für den Bahnhof nach den Kategorien klein, mittel und groß. Im Anschluss gab es ein Refinement, bei dem jedes Team mitteilte, was sie im Sprint alles schaffen wollen. Nach dem Sprint wurde eine Review angesetzt, in der sich die Kundinnen die verschiedenen Stories anschauten und diese validierten. Wenn eine Story für nicht konform erachtet wurde, erklärten sie den Teilnehmerinnen, warum es nicht vollständig umgesetzt wurde. So konnte es beispielsweise sein, dass der Bahnsteig nicht abgenommen wurde, da das Blindenleitsystem fehlte. Diese Story musste dann vom Team im nächsten Sprint erneut bearbeitet werden. Zuvor stand jedoch noch eine kurze Retro an, in der jedes Team mit seiner Scrum Masterin analysieren konnte, wie die Iteration lief. Dabei beschäftigten sie sich mit folgenden Fragen: Was ist gut gelaufen und warum? Was hat nicht funktioniert und wie könnte es verbessert werden? Sie stellten fest, dass die Kommunikation nicht gut lief und dass diese verbessert werden müsse.

Eine Gruppe von Mädchen baut einen Bahnhof aus Lego auf einem Tisch.

Die gesamte Iteration aus Refinement, Sprint, Review und Retro wurde zweimal durchlaufen. Nach dem dritten und letzten Sprint war der Bahnhof zwar noch nicht fertig, aber die Mädchen hatten das Minimum Viable Product (MVP) erstellt. Der Bahnhof hätte also schon durch Reisende benutzt werden können, auch wenn noch Bauarbeiten, wie der des Fahrradparkplatzes, bevorstanden. Und so ist es auch in der Softwareentwicklung. Andere Personen werden dann das Projekt weiterentwickeln und verbessern, wobei auch die Rückmeldungen der nutzenden Personen von großer Bedeutung ist. Die Ergebnisse unserer Abschluss-Retro waren, dass es Probleme mit der Kommunikation gab, diese sich aber bei jeder Iteration verbesserte, und dass unsere Teilnehmerinnen dabei großen Spaß hatten. Auch das sind zwei sich häufende Thematiken unserer Arbeit.

Entspannter Austausch am Nachmittag mit positivem Fazit

Nach einer Stärkung in der Mittagspause ging es am Nachmittag mit einem kurzen Vortrag von einem unserer Werkstudenten über die Software, die er für unseren Roboter „Pepper“ erstellt, weiter. Daraufhin haben wir ihnen noch einige unserer Kolleginnen in der Firma vorgestellt, die den Teilnehmerinnen am Girls’Day erzählten, wie ihr Beruf als Softwareentwicklerin, -architektin, Testerin, Beraterin oder Geschäftsführerin aussieht. Um den Tag schließlich abzurunden, fand noch eine offene Fragerunde statt.

Vier Frauen stehen grinsend um einen Roboter herum.

Der Girls’Day war eine neue Erfahrung für uns. Wir hatten Spaß und die Teilnehmerinnen ebenso. Interessant zu sehen war, dass bei der Scrum-Simulation ähnliche Probleme zu Tage traten, die auch wir im Projektgeschäft ab und an haben: fehlende Kommunikation – jede:r arbeitet am eigenen Teilbereich, beachtet aber nicht das große Ganze. Mit den Mädchen über unseren Beruf zu sprechen und mit ihnen unsere Leidenschaft dafür zu teilen, war ebenfalls eine gute Erfahrung. Wir konnten ihnen nicht nur weitergeben, dass wir immer im Team arbeiten und Zeit für ständige Verbesserungen benötigt wird, sondern auch dass man damit Spaß haben kann und dafür nicht den ganzen Tag allein hinter dem Computer sitzen muss!

Das ist 2024 zu erwarten

Für das Jahr 2024 haben wir uns vorgenommen, erneut am Girls’Day teilzunehmen, da sowohl die Teilnehmerinnen als auch wir großen Spaß hatten. Wir konnten andere Kolleginnen von unserer Initiative überzeugen und werden in all unseren Standorten, München, Stuttgart und Berlin, den Girls’Day mit einem eigenen Programm anbieten. Kleiner Teaser vorab: Neben der Scrum-Simulation sollen dann auch mal ein paar Zeilen Code geschrieben werden.

Wir freuen uns schon, im Jahr 2024 hoffentlich wieder einige Teilnehmerinnen begrüßen zu dürfen!

Vielen Dank an dieser Stelle an Sabine, Alexa und Linda, mit denen ich den Girls’Day gemeinsam vorbereiten und umsetzen durfte!